Pickelsteiner oder Pichelsteiner? (Bayern)

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Pickelsteiner oder Pichelsteiner? (Bayern)

Beitragvon koch » Fr 6. Mai 2016, 01:14

Pickelsteiner oder Pichelsteiner? (Bayern)

Menge: 6 Portionen

250 Gramm Schweineschulter ohne Knochen
250 Gramm Rindfleisch; Dicker Bug
250 Gramm Lammschulter, ohne Knochen
2 Rindermarkknochen
2 Zwiebeln
750 Gramm Festkochende Kartoffeln
400 Gramm Knollensellerie
300 Gramm Möhren
2 Petersilienwurzel
1 große Stange Lauch/Porree
1 Esslöffel Speiseöl
5 Deziliter Fleischbrühe
;Tafelsalz
;Schwarzer Pfeffer
1 Bund Petersilie
1 Bund Schnittlauch

Über den Ursprung dieses bekannten Eintopfs gehen die Meinungen
auseinander. Nach der einen Quelle wurde das erste Pickelsteiner am
17. Juni 1823 'erfunden': damals habe "der Herr Landrichter Storlein
von Grafenau" zur Feier seines Namenstages mit Freunden einen Ausflug
auf den Büchelstein gemacht, ein Berglein zwischen Deggendorf und
Schönberg im Lallinger Winkel. Die Wirtin Auguste Winkler habe für
die Gesellschaft einen Eintopf gekocht. "In einem großen Topf
mitgeschleppt" - so berichtet Erna Horn in ihrem Buch "Die bayrische
Kuchl", "wurde das Gemeinschaftessen auf den Gipfel des Büchelsteins
über einem zünftigem Bergfeuerl heiß gemacht".

In einem anderen Werk "Das altbayrische Küchenjahr" verlegt die
gleiche Autorin das erste Pickelsteineressen aber ins Jahr 1839.
Wieder ist es sein Namenstag, an dem "seine Gnaden, der Kgl.
bayrische Landrichter Benno Storlein" mit Freunden auf den
Büchelstein stieg. Da wir nun den Vornamen des Landrichters kennen,
ließe sich das Ur-Pickelsteiner exakt datieren: Tag des heiligen
Benno ist der 16. Juni.

B.Rias-Bucher berichtet aber, dass das Problem jedoch keineswegs
gelöst ist: das Städtchen Regen, nördlich vom Büchelstein im
Bayerischen Wald gelegen, feiert alljährlich ein Pickelsteiner Fest
in Juli, am ersten Sonntag nach Jakobi. Für einen anderen Autor ist
1830 das Pickelsteiner Jahr.

Und dann kommt noch der berüchtigte Panduren-Oberst Freiherr Franz
von der Trenck mit seinen Soldaten. Der wilde Mann soll eine Bäuerin
aus einem Dorf bei Regen vor die unangenehme Alternative "Essen oder
Leben" gestellt haben. Die arme Frau entschied sich natürlich fürs
Essenkochen und suchte flugs zusammen, was sie an Essbarem fand: ein
bisschen Gartengemüse, ein paar Stückchen Fleisch und einige
Kartoffeln. Alles kochte sie in einem großen "Pichel", wie es in der
Geschichte heißt, über dem Feuer. Und seitdem heißt der Eintopf
auch "Pichelsteiner". Das muss sich übrigens noch vor 1746
abgespielt haben, denn in diesem Jahr wurde Trenck wegen Kriegsgreuel
zum Tode verurteilt, dann aber zu lebenslanger Haft begnadigt.

Ferner berichtet B.Rias-Bucher, dass es "Pichel" für Topf im
Deutschen aber nicht gibt. Auch nicht im Bayerischen - wäre das
Gericht nach dem Kochtopf benannt, würde es vielleicht "Hafnsteiner"
heißen.

Sie führt ferner aus, dass der Pickelsteiner - Eintopf aus
Kartoffeln, Gemüse und verschiedenen Fleischsorten - nichts typisch
Bayerisches sein kann, sondern was typisch Norddeutsches. Die Bayern
kochen höchstens Kraut und G'selchtes zusammen, sonst essen sie ihr
Fleisch fein säuberlich getrennt vom "Zuag'mueas" - also von
Knödeln, bayerischen Kraut und Salat.

Vermutlich stammt das erste Pickelsteiner von einem norddeutschen
"Einwanderer", und die Bayern haben es sich nur "unter den Nagel
gerissen".

Nun, das Rezept:

Alle Fleischsorten in gulaschgroße Würfel schneiden, Zwiebeln grob
hacken, Lauch längs halbieren und in fingerdicke Stücke schneiden,
restliches Gemüse in etwa 5 Millimeter dicken Scheiben schneiden.

Speiseöl in einem großen Bräter erhitzen und Markscheiben darin bei
schwacher Hitze ausbraten, herausnehmen und beiseite legen.

Fleischwürfel bei starker bis mittlerer Hitze im gleichen Fett braun
anbraten und wieder herausnehmen. Zwiebeln und Kartoffeln in Portionen
anbraten und aus dem Topf nehmen. Gemüse ebenfalls in Portionen
anbraten und herausnehmen.

Bräter schichtweise mit Gemüse, Kartoffeln und Fleisch füllen, mit
Salz und Pfeffer würzen. Als Abschluss Kartoffeln einfüllen und
darauf die Markscheiben legen. Brühe an den Seiten zugießen.

Das Pickesteiner bei starker Hitze aufkochen und zugedeckt bei
schwacher Hitze eineinhalb Stunden garen.

Petersilie und Schnittlauch zerkleinern und Pickelsteiner damit
bestreuen.

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